Von "Nuove Correnti" bis zum Frankfurt Rights Meeting: Italien als Ehrengast bereichert den fachlichen Dialog durch neue Perspektiven
Den Auftakt zu Italiens Auftritt als Ehrengast bildete bereits 2023 das intensive deutsch-italienische Fortbildungsprogramm Nuove Correnti, gefördert vom Auswärtigen Amt der Bundesrepublik Deutschland und kuratiert und organisiert von der Frankfurter Buchmesse. Bei diesem bisher einzigartigen Projekt besuchten Lektorinnen und Lektoren sowie Verlegerinnen und Verleger unabhängiger italienischer Verlagshäuser mit den Schwerpunkten Belletristik und Sachbuch Verlage, Agenturen und Buchhandlungen und nahmen an Marktpräsentationen und Networking-Events in Berlin, Frankfurt und München teil.
Demnächst findet auch das Frankfurt Rights Meeting statt: Seit mehr als 30 Jahren der wichtigste Treffpunkt für alle, die sich mit Rechten und Lizenzen befassen. 2024 präsentiert es sich im hybriden Format mit vier Online-Sessions im September und einem exklusiven Networking-Treffen mit der Verlagswelt in Frankfurt am 15. Oktober, kurz vor Beginn der Messe. Schon jetzt können Fachleute aus der Branche sich anmelden, um über die neuesten Erkenntnisse und aktuelle Trends zu diskutieren, die diesen wertvollen kulturellen und wirtschaftlichen Austausch prägen.
Italien als Ehrengast und neue Trends
Auf der Tagesordnung stehen zahlreiche hochbrisante Themen, die alle Länder betreffen - das Ehrengastland Italien, das mit mehr übersetzten Büchern denn je im Rampenlicht steht, genauso wie die Tschechische Republik, die ihm 2025 in dieser Rolle nachfolgen und für andere osteuropäische Länder wie Polen und Rumänien eine Vorreiterrolle einnehmen wird. Von neuen Trends auf dem Hörbuchmarkt über die Auswirkungen der künstlichen Intelligenz bis hin zum Erfolg von TikTok werden die Kulturschaffenden hier die Möglichkeit zu einem spannenden internationalen Gedankenaustausch haben. Mit Einblicken, Fallstudien und Hypothesen zu Entwicklungen und Auswirkungen neuer Phänomene, die alle Akteure im Verlagswesen interessieren, Verantwortliche für Lizenzen und Rechte genauso wie Literaturagentinnen, Scouts, Verlegerinnen und Business Development Manager.
Die zahlreichen rasanten Veränderungen der Art und Weise, wie Bücher konsumiert und verbreitet werden, prägen nicht nur die Marktdynamik, sondern beeinflussen auch maßgeblich die Chancen und Risiken im Rechtehandel. Als Paradebeispiel gilt seit einiger Zeit der sogenannte „Tik-Tok-Effekt“: Der wachsende Einfluss sozialer Medien auf Lesegewohnheiten lässt die Verkaufszahlen englischsprachiger Bücher in zahlreichen europäischen Ländern in die Höhe schnellen. Dies stellt Rechteinhaber vor die Herausforderung, innovative Strategien zu entwickeln, um eine Balance zwischen lokalen Ausgaben und englischen Originalversionen zu finden, zum Vorteil von Autorinnen und Autoren, Verlagen und Leserinnen und Lesern gleichermaßen.
Zwar hat die New York Times bereits Bedenken hinsichtlich einer möglichen Marktüberschwemmung mit Bestsellern fragwürdiger Qualität geäußert. Doch wie könnte man etwa den Erfolg von Madeline Millers Das Lied des Achill ignorieren – einem Buch von 2011, das sich Jahre nach seinem Erscheinen dank der US-amerikanischen Tiktokerin Selene Velez an einem einzigen Tag zehn Millionen Mal verkaufte?
Und wie wirkt sich künstliche Intelligenz auf den Rechtehandel und die Produktionskosten eines Buches aus? Hier gibt es viele inhaltliche wie rechtliche Implikationen, Chancen und Sorgen, die alle Akteure im Verlagswesen betreffen, an erster Stelle natürlich die Übersetzerinnen und Übersetzer.
Auch die immer beliebteren Hörbücher eröffnen neue Szenarien für diejenigen, die mit Rechten handeln oder Inhalte produzieren.
Im Dialog mit der Zukunft
Das gesamte Verlagswesen muss sich demnach mit der Zukunft der Medien und den neuen Entwicklungen auseinanderzusetzen. Diese könnten möglicherweise deutlich komplexer aber auch noch stimulierender ausfallen, als es die einstige Debatte um eine mögliche Verdrängung des gedruckten Buches durch E-Books war – den Kassandrarufen aus aller Welt zum Trotz.
Literaturagenten, die zwischen Autoren und Verlagen vermitteln und gegenüber ausländischen Verlagen für Fragen der Rechte zuständig sind, müssen ihr Kompetenzspektrum erweitern und sich das gesamte medienübergreifende Potenzial eines Werks vorstellen. Scouts wiederum müssen ihre Fühler in neue Bereiche ausstrecken: Wovon sprechen die Booktoker, Youtuber und Influencer? Gleichzeitig gibt es immer mehr Gelegenheiten, potentiell interessante Bücher zu finden. Marketingfachleute wiederum müssen sich neue Geschäftsszenarien ausdenken, Verantwortliche für Verlagsrechte und Lizenzen ihr Akquisitionsspektrum erweitern und dabei eine gute Balance zwischen traditionellen und neuartigen Vertriebskanälen finden.
Über diese und andere Fachfragen will das Ehrengastland Italien in Frankfurt mit Europa und der Welt in Dialog treten - im Namen einer Kultur, die verbindet und gleichzeitig kollektives Wissen und eine starke gemeinsame Wirtschaft fördert.
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