Von Dante bis zu zeitgenössischen Autoren: Italiens großartige Literatur spricht Deutsch und setzt zu grenzenlosem Erfolg über
„Seit 2018 beschlossen wurde, Italien im Jahr 2024 als Ehrengast zur Buchmesse einzuladen, – erklärt Innocenzo Cipolletta, Vorsitzender der Associazione Italiana Editori – haben die Verleger ihre Bemühungen hinsichtlich der Internationalisierung und des Wachstums im Ausland intensiviert. Diese Bemühungen wurden von den Institutionen durch Ausschreibungen von Übersetzungen seitens des Ministeriums für auswärtige Angelegenheiten und internationale Zusammenarbeit und des Centro per il libro e la lettura, eines eigenständigen Instituts des Kulturministeriums, begleitet. Insgesamt beziffern sich die Beiträge beider Programme auf eine Summe in Höhe von rund einer Million Euro. Darüber hinaus profitierte das Verlagswesen auch von den Sensibilisierungsmaßnahmen der italienischen Kulturinstitute in Deutschland. Die Ergebnisse machen sich bereits heute bemerkbar und werden in den kommenden Jahren noch deutlicher zu Tage treten.
Von Dante bis zu Klassikern des 20. Jahrhunderts
Und wie sollte man nicht bei Dante Alighieri beginnen? Anlässlich ihres 700-jährigen Jubiläums wurde die Göttliche Komödie 2021 gleich von mehreren Verlagen neu aufgelegt. Neue deutschsprachige Ausgaben gibt es auch für Giovanni Boccaccios Dekameron , Niccolò Macchiavellis Der Fürst, Petrarcas Canzoniere und Marco Polos Milion. Im weit weniger bekannten 19. Jahrhundert schrieben Alessandro Manzoni und Giovanni Verga, die durchaus Bekanntheit genießen, und es entstanden Die Abenteuer des Pinocchio, Geschichte eines Hampelmanns von Carlo Collodi und Von der Wissenschaft des Kochens und der Kunst des Genießens von Pellegrino Artusi.
Zeitgenössichere zwar, aber dafür nicht weniger tragfähige Wurzeln als die des 20. Jahrhunderts. Da sind Luigi Pirandello und Carlo Emilio Gadda, Cesare Pavese, Giuseppe Tomasi di Lampedusa, Pier Paolo Pasolini, Beppe Fenoglio, Giorgio Manganelli, Eugenio Montale und einige Jahre später Umberto Eco. Und natürlich zahlreiche Autorinnen. Alba de Céspedes, Elsa Morante, Goliarda Sapienza, Lalla Romano, Natalia Ginzburg, Dacia Maraini, Sibilla Aleramo, Anna Maria Ortese und Oriana Fallaci mit ihrem Brief an ein nie geborenes Kind.
Neue Stimmen der italienischen Literaturszene
Beim Übergang zur Gegenwart warten Kriminalromane und der Roman noir italienischer Ausprägung rund um den wichtigsten Vertreter Andrea Camilleri mit Dutzenden Titeln, die zwischen 2021 und 2024 erschienen sind. Daneben Massimo Carlotto, Cristina Cassar Scalia, Gianrico Carofiglio, Donato Carrisi, Sandrone Dazieri, Giancarlo De Cataldo, Maurizio de Giovanni, Andrea Fazioli, Carlo Lucarelli, Davide Longo, Piergiorgio Pulixi, Fabio Stassi, Ilaria Tuti.
Zwischen 2021 und 2024 wurden zudem Susanna Tamaros Geschichte einer großen Liebe und Meditationen über die Passion auf deutsch veröffentlicht. Ein weiterer wichtiger Schwerpunkt sind Werke zum Thema Familiensagas: 2023 erschien im Suhrkamp Verlag eine Ausgabe der vier Bände von Elena Ferrantes Meine geniale Freundin. Weiter die Gebrüder Florio von Stefania Auci, Daniela Raimondi mit An den Ufern von Stellata, Beatrice Salvioni mit La Malnata.
Sowie Comics und Graphic Novels von Zerocalcare, Gipi, Guido Crepax, Milo Manara. Im Bereich Kinder- und Jugendliteratur finden sich neben dem Vorreiter dieser Gattung, Edmondo De Amicis mit seinem Cuore, insbesondere Pierdomenico Baccalario, Luigi Garlando, Davide Calì, Davide Morosinotto, Marco Somà, Laura Borio, Sonia Elisabetta Corvaglia, Susanna Mattiangeli und – von wirklich herausragendem literarischem Wert – zwei Werke Guido Gozzanos: Der König als Schweinehirt sowie Der kleine König Krebs.
Zu den Schriftstellern, deren literarischer Wert besonders gepriesen wurde, zählen Viola Ardone, Edith Bruck und der mittlerweile verschiedene Roberto Calasso. Daneben Giosuè Calaciura, Paolo Cognetti, Claudia Durastanti, Teresa Ciabatti. Nicht vergessen werden dürfen Gian Marco Griffi mit Ferrovie del Messico, das in Italien von sich reden machte, sowie Nicola Lagioia, Alessandro Baricco, Vincenzo Latronico, Claudio Magris, Antonio Moresco, Michela Murgia, Remo Rapino, Antonio Scurati, Domenico Starnone, Igiaba Scego, Niccolò Ammaniti, Giulia Caminito und Erri De Luca. Zu den Strega-Preisträgern gehören Emanuele Trevi , Sandro Veronesi, Helena Janeczek, Paolo Giordano, Silvia Avallone.
Und auch die Essayistik ist gut vertreten, namentlich durch Bestsellerautoren wie Corrado Augias, Umberto Galimberti und Roberto Saviano. Des Weiteren die Naturalistin und Wissenschaftsjournalistin Francesca Buoninconti. Im Mai diesen Jahres erscheint mit Ewiges Imperium: Wie das Römische Reich die westliche Welt prägt von Aldo Cazzullo eines der 2023 meistgelesenen italienischen Bücher sowie ein Titel, der auch in den USA Furore machte: Denominazione di origine inventata. Le bugie del marketing sui prodotti tipici italiani (dt. Erfundene Herkunkftsbezeichnung. Die Marketinglügen rund um typisch italienische Produkte) von Alberto Grandi. Demnächst erscheint zudem I bugiardi del clima. Potere, politica, psicologia di chi nega la crisi del secolo. (dt. Die Klimalügner. Wie Macht, Politik, Psychologie die Krise des Jahrhunderts leugnen) von Stella Levantesi. Sowie Michela Marzanos Denkschrift Stirpe e vergogna (Die Scham) sowie die Schmähschriften Francesco Filippis: Mussolini hat Gutes getan? und Noi però gli abbiamo fatto le strade (dt. Aber wir haben doch die Straßen gebaut). Im Bereich Geschichte stehen unter anderem Franco Cardini und im Bereich Botanik Stefano Mancuso im Mittelpunkt.
Dieser Artikel ist eine Zusammenfassung eines Textes, der anlässlich der Kinderbuchmesse Bologna in der Printausgabe des Giornale della Libreria veröffentlicht werden soll.