Mattottis Calla erblüht in Bologna und versetzt Italien auf die Frankfurter Buchmesse 2024
Inmitten der Stände von BolognaFiere nahm das von Lorenzo Mattotti ersonnene Manifest unter dem Motto „Verwurzelt in der Zukunft“, das die Teilnahme Italiens an der kommenden Frankfurter Buchmesse markiert, zum ersten Mal „physische“ Formen an. Es hätte keinen angemesseneren Rahmen geben können, um dieses herausragende Kunstwerk des aus Brescia stammenden Meisters der zeitgenössischen Illustration einem Publikum aus Fachleuten und Branchenmitarbeitern vorzustellen.
Die Abbildung eines Mädchens, das auf einer Calla liegend ein Buch liest und sich der Welt öffnet, berührte die Besucher der großen internationalen Buchmesse für Kinder- und Jugendliteratur sichtlich: Viele hielten ergriffen vor dem Aushang unweit des gemeinsamen Stands der AIE (Associazione Italiana Editori) inne, um bewundernd Fotos und Selfies zu machen.
Der Welt begegnen
Mauro Mazza, der Außerordentliche Beauftragte der italienischen Regierung, sagte: „Das auf der Calla liegende Mädchen des Manifests repräsentiert voll und ganz den Geist, in dem Italien nach 36 Jahren erneut als Protagonist an der Frankfurter Buchmesse teilnimmt: Mit einem Buch in Händen bereitet es sich darauf vor, der Welt und seinen Mitmenschen furchtlos, entschlossen und in vollem Bewusstsein zu begegnen“. In Bologna traf sich der Beauftragte Mazza mit dem Comiczeichner Mattotti unmittelbar vor dem Aushang „Verwurzelt in der Zukunft“ und dankte ihm für seine Arbeit. Dieses Aufeinandertreffen bot Gelegenheit zum Austausch über das künstlerische Werk, das uns in den kommenden Monaten in Zeitungen, Fernsehbeiträgen und auf den Straßen Italiens und Deutschlands immer wieder begegnen wird.
Über seine Zusammenarbeit mit Italien Ehrengast 2024 hatte Herr Mattotti Folgendes zu sagen: „Mauro Mazza wirkte auf mich wie ein entschlossener Mensch, der offen für eine Zusammenarbeit und neugierig auf meine Vorschläge war.“ Der Meister der Illustration äußerte sich auch zur Entstehung des Manifests: „Sobald die Entscheidung gefallen war und ich einzelne Ansätze ausprobiert hatte, kamen die Ideen beim Zeichnen von alleine.“ Dem fügte er hinzu: „Wenn man von „Wurzeln“ spricht, sind Bäume zwar naheliegend, aber eben auch banal. Es war also besser, von Anfang an andere Wege zu beschreiten.“
Vergangene Epochen lassen sich an einzelnen Bodenschichten erkennen
Ausgehend von dieser Feststellung entstand die Idee der Blume, genauer gesagt der blühenden und sprießenden Calla. Auf diese Weise wollte der aus Brescia stammende Künstler „die Zukunft eines lesenden Mädchens“ darstellen. Laut Mattotti war „die Form der Blume, die sie aufnimmt und stützt, die alles entscheidende Idee“, deren „architektonische und zarte Nuancierung und positive Strahlkraft“ er herausstrich. Das Mädchen und die Calla verkörpern die Zukunft, ohne auf ihre Wurzeln zu verzichten. Das Bild spricht eine eindeutige Sprache: Wie Mattotti korrekt bemerkt, „lassen sich an einzelnen Bodenschichten vergangene Epochen und die Vergangenheit erkennen, die in unserer Erde, in unseren Landschaften schlummern“. Das Ergebnis ist eine Form der „sanften Kraft“, eine Definition, die dem Autor keineswegs missfällt.
Der internationale Reiz der italienischen Jugendliteratur
Das Bild passt perfekt zu einer Messe, die sich den Büchern und Inhalten für Kinder und Jugendliche widmet. Ein florierender Markt für das italienische Verlagswesen, der 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 2,1 % zulegen konnte, wie die von der AIE vorgelegten Daten bestätigen. Diese Verbesserung zeigt sich beim Verkauf von Rechten, der durch eine in den letzten Jahrzehnten allmählich immer kleiner werdende Kluft zwischen dem Import und dem Export gekennzeichnet ist.
Auf der Kinderbuchmesse Bologna standen im Rahmen zweier Podiumsdiskussionen allen voran die jüngsten Marktdaten der italienischen Verlagsbranche und im Allgemeinen die internationale Attraktivität italienischer Bücher und Inhalte für Kinder und Jugendliche im Mittelpunkt. Diese wurden von Italien Ehrengast 2024 der diesjährigen Frankfurter Buchmesse organisiert und von der AIE veranstaltet.
Das Interesse an der kommenden Teilnahme Italiens an der Frankfurter Buchmesse zeigte sich in Bologna auch durch die Anwesenheit einer Abordnung deutscher Fachjournalisten, denen Mauro Mazza, der Außerordentliche Beauftragte der italienischen Regierung, die Bedeutung der Kinder- und Jugendliteratur im Verlagsprogramm für Frankfurt auseinandersetzte.
Eine erste Gesellschaftsform
Der Beauftragte erklärte, dass er diese Gattung als „eine erste Gesellschaftsform ansieht, die nicht auf das Alleinsein, sondern auf das Zusammensein mit anderen vorbereite“. Aus den Daten geht eindeutig hervor, dass im Alter zwischen 4 und 14 Jahren nach wie vor gelesen wird, diese Gewohnheit in fortgeschrittenem Alter jedoch nachlässt.
Dieser Umstand mache laut Mazza deutlich, dass „aus kleinen keine großen Leser werden, sondern eher halbherzige, sobald sie erwachsen sind“. Für den Beauftragten lässt sich das auf viele Faktoren zurückführen, vor allem aber auf ein Aufmerksamkeitsproblem, „da unser Alltag mittlerweile auf Instagram-Postings und Tweets auf X ausgerichtet sei, was angehende Erwachsene am Lesen hindere“.
Der Erfolg der Kinder- und Jugendliteratur, der sich nicht zuletzt in der außerordentlichen Teilnahme an der jährlichen Kinderbuchmesse Bologna bestätigt, gibt jedoch Hoffnung, dass gerade dieser Sektor der Abkehr vom Lesen von Jugendlichen und angehenden Erwachsenen entgegenwirken könnte.